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Alternative Proteinquellen – Fleischlos fürs Klima?

Klima global
In Deutschland werden immer mehr Fleischersatzprodukte hergestellt. Vergleicht man 2024 mit 2019, so hat sich die Produktion von veganen und vegetarischen Fleischalternativen mehr als verdoppelt.

Auch in der Zukunft werden alternative Proteinquellen als Fleischersatz an Bedeutung gewinnen. Grob lassen sich drei Hauptkategorien alternativer Proteinquellen identifizieren:

Pflanzenbasierte Ersatzprodukte:

Diese basieren vor allem auf Soja, Erbsen oder Weizenprotein. Traditionelle Varianten wie Tofu (seit ca. dem 2. Jahrhundert in China) und Tempeh (seit Jahrhunderten in Indonesien) haben in Asien eine lange Geschichte als pflanzliche Proteinquellen.

In westlichen Ländern wurden sie zunächst als Spezialprodukte in Reformhäusern vermarktet. Erst ab den 2000er-Jahren entstanden industriell verarbeitete Ersatzprodukte mit fleischähnlicher Textur, z. B. Burgerpatties, Würstchen oder Nuggets auf Erbsen- oder Sojabasis. Diese bilden heute den größten Marktanteil unter den alternativen Proteinen.

Insekten:

Verarbeitet in Riegeln, Nudeln oder Mehlmischungen. In vielen Ländern Afrikas, Südostasiens und Lateinamerikas werden Insekten seit Jahrhunderten gegessen. In Europa begann ihre Marktzulassung erst ab den 2010er-Jahren. Hierzulande sind sie noch ein Nischenprodukt.

In-vitro-Fleisch:

Im Labor kultiviertes Fleisch wurde erstmals 2013 öffentlich präsentiert. Es befindet sich in Entwicklung und ist derzeit nur in wenigen Ländern zugelassen (z. B. USA, Singapur). Der kommerzielle Vertrieb steht noch am Anfang, die Produktionskosten sind bislang hoch.

Fleischkonsum in Deutschland – nur langsam im Wandel

Auch wenn der Marktwert fleischloser Waren in Deutschland ansteigt, werden immer noch knapp 70-mal so viele fleischhaltige Lebensmittel in Deutschland produziert wie ihre vegetarischen und veganen Ersatzprodukte.

Auch laut Umweltbundesamt-Verbrauchsdaten stagniert der Fleischkonsum seit rund 30 Jahren auf hohem Niveau. Obwohl das Interesse an Alternativen wächst, essen Menschen in Deutschland im Schnitt weiterhin rund 55 kg Fleisch pro Jahr. Nur etwa 10 % der Verbraucher*innen greifen laut UBA regelmäßig zu pflanzenbasierten Ersatzprodukten. Die hohe Verfügbarkeit tierischer Produkte, etablierte Essgewohnheiten und geringe Preise gelten als zentrale Hürden für eine tiefgreifende Veränderung.

Klimaschutz ein Motiv, aber noch kein Massenphänomen

Laut dem Umweltbundesamt geben rund 15 % der Verbraucher*innen an, ihren Fleischkonsum gezielt aus Klimaschutzgründen reduziert zu haben. Weitere 17 % denken zumindest darüber nach, diesen Schritt in Zukunft zu gehen. Dennoch bleibt der Großteil der Bevölkerung beim gewohnten Konsumverhalten – Klimaschutz wird häufig als nachrangiges Motiv hinter Geschmack, Preis oder Gewohnheit eingestuft.

Diese Zahlen deuten auf ein wachsendes Bewusstsein hin, zeigen aber auch, dass umfassende Umstellungen auf alternative Proteinquellen in Deutschland bisher eher ein Nischenphänomen sind.

Treibhausgasbilanz – Fleisch als Klimatreiber

Die Menschen, die ihren Fleischkonsum aufgrund von Klimaschutzgründen reduzieren sind durchaus im Rech. Die Produktion tierischer Proteine hat eine deutlich schlechtere Treibhausgasbilanz als alternative Proteinquellen:

  • Rindfleisch verursacht mit Abstand die höchsten Emissionen: bis zu 60 kg CO₂-Äquivalente pro kg Produkt.
  • Schweine- und Geflügelfleisch liegen bei 6–8 kg CO₂e/kg.
  • Pflanzenbasierte Alternativen (z. B. auf Soja- oder Erbsenbasis) verursachen nur 1–3 kg CO₂e/kg – also bis zu 20-mal weniger als Rindfleisch.
  • Insektenprodukte liegen im mittleren Bereich, schneiden aber deutlich besser ab als tierisches Fleisch.
  • In-vitro-Fleisch hat eine noch unsichere Bilanz, könnte langfristig jedoch besser abschneiden als konventionelles Fleisch.

Landnutzung – pflanzliche Proteine sind flächeneffizient

Neben der Treibhausgasbilanz ist aber die Landnutzung einer der gewichtigsten Argumente für eine Reduzierung des Fleischkonsums: Der Anbau pflanzlicher Proteine ist deutlich flächeneffizienter als tierische Produktion. Das ist insbesondere im Hinblick auf den prognostizierten Anstieg der Weltbevölkerung brisant.

Beispiel: Für 1 kg pflanzliches Protein aus Soja werden etwa 2 m² Land benötigt. Im Vergleich dazu beansprucht Rindfleisch mehr als das Zehnfache dieser Fläche.

Da für tierische Produkte enorme Mengen an Futtermitteln erzeugt werden müssen, ergibt sich ein ineffizientes Nutzungssystem, das zur Abholzung, Bodendegradation und Biodiversitätsverlust beiträgt – insbesondere in Regionen mit intensiver Futtermittelproduktion wie Südamerika.

Zusammenfassung

Die Umweltvorteile pflanzlicher Proteinquellen sind klar:

Sie verursachen deutlich weniger Treibhausgase, benötigen weniger Fläche, weniger Wasser und sind weltweit seit Jahrhunderten etabliert.

Während Insekten und In-vitro-Fleisch ergänzende Optionen darstellen, sind pflanzliche Ersatzprodukte heute die realistischste und umsetzbare Alternative für eine breite Bevölkerung – ökologisch, ernährungsphysiologisch und kulturell anschlussfähig.

📚 Quellen: